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Corona-Virus-Warnung zum Valentinstag 

14. Februar ist Valentinstag. Natürlich darf ein Kuss am Tag der Liebe nicht fehlen.
Im Zuge der Coronavirus-Epidemie, warnen britische Wissenschaftler bereits, dass Menschen das Umarmen und Küssen vermeiden sollten, um die Virus-Ausbreitung zu verhindern. Der Virologe Prof. John Oxford von der Queen Mary University geht so weit, die Menschen könnten sich vor dem ansteckendenVirus schützen, indem sie ein bisschen „britische Distanziertheit“ anwenden.Was oft unterschätzt wird:der Austausch zwischen zwei individuellen oralen Mikrobiomen ist wichtig für das Immunsystem und, anders als vielleicht gedacht, weit weniger gefährlich als das Händeschütteln. 

Während eines aktiven Kusses werden in 10 Sekunden durchschnittlich 80 Millionen Bakterien, davon 278 verschiedene Spezies ausgetauscht (1). Man muss jedoch nicht befürchten bei einem Kuss gleich die gesamte orale Mikrobiota ausgetauscht zu haben. Im Vergleich zur Gesamtheit, ist die Zahl der pro Kuss ausgetauschten Mikroben eher klein. Ganz im Gegenteil zum Händeschütteln. Auf unseren Händen findet man pro cm2 bis zu 5 Millionen Kolonie-bildende Einheiten (2). Beim Händeschütteln können allein durchschnittlich 124 Millionen E. coli-Bakterien übertragen werden (3). Verglichen mit einem ordentlichen Händedruck scheint ein Begrüßungskuss beinahe hygienisch. 

Orales Mikrobiom übernimmt essentielle Funktionen 

Nicht nur das Mikrobiom im Darm oder auf der Haut übernimmt essentielle Funktionen für den Menschen, insbesondere für das humane Immunsystem. Gerade die Mundhöhle verbindet das Körperinnere mit der Außenwelt. Hohe Feuchtigkeit und optimale Temperaturen stellen ideale Bedingungen für bakterielles Wachstum in unterschiedlichsten Habitaten zur Verfügung, mit unterschiedlichsten Standortbedingungen wie z.B. Zähne, Zunge oder Schleimhäute. Die Nahrung gelangt in den Mund und wird auf dem Weg zum Magen-Darm-Trakt gekaut und mit Speichel vermischt. Dazu strömt Luft auf dem Weg zur Luftröhre durch Nase und Mund. Synergieeffekte und Wechselwirkungen verschiedener oraler Mikroorganismen helfen dem menschlichen Körper, Verdauungsprozesse zu unterstützen und unerwünschte Stimulationen von außen abzuwehren (4). 

Küssen aktiviert das Immunsystem 

Es gibt bereits Untersuchungen die zeigen, dass Küssen das Immunsystem stärkt, indem die ausgetauschten Mikroorganismen die Immunabwehr aktivieren und trainieren. Studien untersuchten u.a. die Auswirkung des Küssens auf Allergen-induzierte Hautquaddelreaktionen und Plasma-Neurotropinspiegel. Es wurden je 30 Patienten mit allergischer Rhinitis bzw. atopischer Dermatitis mit Hausstaubmilben- oder Zedernpollen-Allergien, sowie zur Kontrolle 30 gesunde Probanden, untersucht. Es handelte sich um japanische Studienteilnehmer die angaben, dass sie sich normalerweise nicht regelmäßig küssen. Im Versuch sollten sich die Studienteilnehmer 30 Minuten lang bei leiser Musik mit ihrem Partner in einem geschlossenen Raum küssen. Vor und nach dem Küssen wurden Hautstichproben mit Allergenen von Hausstaubmilben und Zedernpolen, sowie Histamin und Kontrolllösung durchgeführt und die Quaddelreaktionen gemessen. Gleichzeitig wurden u.a. die Plasmaspiegel von Neurotrophin gemessen. Ergebnis: Die allergischen Patienten zeigten eine Verringerung der Hautquaddelreaktionen auf Zedernpollen und Hausstaubmilben sowie verringerte Spiegel der Plasma-Neurotrophinen. In der Kontrollgruppe wurde nach dem Küssen keine Änderung der Plasmaspiegel festgestellt (5). 

Das orale Mikrobiom passt sich bei regelmäßigem Küssen an 

Die mikrobiellen Gemeinschaften jeden Individuums sind einzigartig und geformt durch viele Faktoren wie Ernährung, Alter, und genetische Grundlagen. Im November 2014 veröffentlichten niederländische Wissenschaftler eine Studie, in der festgestellt wurde, dass die Mikrobiota-Zusammensetzung von Partnern im Allgemeinen deutlich ähnlicher war, als von nicht verwandten Personen (1). Das Mikrobiom auf der Zungenoberfläche zeigte eine bei weitem größere Ähnlichkeit, als die im Speichel. Die Forscher stellten außerdem fest, dass je öfter sich die Paare küssten, desto ähnlicher waren ihre mikrobiellen Gemeinschaften im Mund. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass unter den Partnern einige der gemeinsamen Bakterien nur vorübergehend vorhanden sind (v.a. im Speichel), während andere eine echte Nische auf der Zungenoberfläche gefunden haben, und eine langfristige Besiedlung ermöglicht. 

Valentinstag in Gefahr? 

Nur wenige Tage vor dem Valentinstag rät der Prof. John Oxford, führender britischer Experte in der Virologe, sich in Bezug zum Virus SARS-CoV-2, wie er jetzt offiziell genannt wird, bestimmte Verhaltensregeln anzueignen (6,7). Anstatt Atemmasken zu tragen, empfiehlt er vielmehr weniger Hände zu schütteln, sich zu Umarmen oder zu Küssen. Denn der Virus verbreitet sich auch bei Ruheatmung über Tröpfchen und nicht unbedingt durch Erkältungen und Husten.  

Auch beim diesjährigen Valentinstag könnte das neuartige Coronavirus für weniger Romantik sorgen. Chinesische Blumenhändler berichten bereits von weniger Kundschaft als üblich. Manche Kunden fragen sogar, ob sie die Blumen desinfizieren sollen. 

In Zeiten von SARS-CoV-2 kann also die vornehme britische Zurückhaltung von Vorteil sein, fügt Oxford hinzu: Zur Begrüßung geben sich die Engländer selten die Hand, zum Abschied fast nie. Ein einfaches „Good bye!“ reicht meistens vollkommen aus. Auswirkungen des kurzfristigen Kuss-Verbots auf die orale Mikrobiota sind vermutlich nicht dauerhaft; für die Beziehung könnte es aber eine Belastungsprobe sein. 

Von Wissenschaftlern geprüft