Expertengespräch

Langzeitdaten unterstreichen die Wirkung von Probiotikum LP299V bei Reizdarmsyndrom

Rund 25% aller ambulanten gastroenterologischen Patienten sind Reizdarmpatienten. Wechselhafte Symptomatik und hohe Erwartungshaltungen der Patienten erschweren den langfristigen Therapieerfolg und stellen in der Praxis seit jeher eine große Herausforderung dar. Eine neue Langzeitstudie zeigt: der probiotische Bakterienstamm Lactobacillus plantarum 299v (kurz: LP299V, enthalten in Innovall® RDS) ist in der klinischen Praxis so effektiv wie in den placebokontrollierten klinischen Studien. Letztere zeig­ten bereits, dass die Einnahme dieses Probiotikums zu einer signifikanten Verbesserung der typischen Reizdarmsymptome führt. Im Interview sprach Studienleiter Prof. Dr. med. Heiner Krammer über die er­gänzenden Ergebnisse dieser neuen 12­-wöchigen prospektiven, multizentrischen, nicht ­interventionellen Langzeitstudie mit 243 Reizdarmpatienten.

Welche Herausforderungen bringt das Reizdarmsyndrom in der ärztlichen Versorgung mit sich?
Prof. Krammer: Die multifaktorielle chronische Erkrankung gehört zu den häufigsten funktionellen Störungen des Gastrointestinaltrakts. Das wechselhafte Krankheitsbild und die langwierige Diagnosesicherung führen zu zahlreichen zeit- und kostenintensiven Arztkonsultationen und einem herausfordernden Therapiemanagement. Dies geht mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und einer sehr hohen Erwartungshaltung der Patienten an die Ärzte einher. 

Die Leitlinien für die Behandlung des Reizdarmsyndroms werden derzeit ak­ tualisiert. Gibt es neue Empfehlungen?
Prof. Krammer: In der neuen DGVS-Leitlinie, die bereits als Konsultationsfassung vorliegt, wird das Reizdarmsyndrom als Erkrankung der Darm-Hirn-Achse definiert. In Folge des Paradigmenwechsels ist das allgemeine Therapieziel, mit möglichst geringen Einschränkungen für den Patienten, anhand eines multimodalen Behandlungskonzepts eine akzeptable Verbesserung der Gesamtbeschwerden zu erreichen und die Lebensqualität dauerhaft zu erhöhen. In dieses Konzept sollen u. a. Aspekte der Ernährung, der Psyche und des Mikrobioms miteinfließen. Daher wird u. a. eine Modulation der Mikrobiota mit ausgewählten klinisch untersuchten Probiotika über mindestens 4 Wochen empfohlen. 

Die von Ihnen durchgeführte Studie erhebt Daten aus dem deutschen Praxisalltag. Worin liegt hier der Unterschied gegenüber placebo­kontrollierten Studien?
Prof. Krammer: Klinische Studien sind un- erlässlich, spiegeln aber gerade bei sehr heterogenen Patientenkollektiven, die au- ßerdem viel Selbstmedikation betreiben, nicht immer den Versorgungsalltag wider. Daher freuen wir uns, dass wir die RCT-Studien zu LP299V mit neuen Langzeitdaten unter praxisnahen Bedingungen ergänzen konnten und neue Erkenntnisse gewonnen haben. Wir konnten u.a. zeigen, dass der Therapieeffekt bei verlängertem Einsatz von LP299V über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen noch verstärkt werden kann. 

Welche Erkenntnisse leiten Sie aus den Ergebnissen dieser Praxis­Studie für die alltägliche Behandlung der Reizdarmpatienten ab?
Prof. Krammer: Die Auswahl eines geeigneten Probiotikums soll laut Leitlinie prinzipiell immer nach dem Leitsymptom der Patienten getroffen werden. LP299V war in unserer Studie nicht nur bei Bauchschmerzen und Blähbauch/Meteorismus effektiv, sondern es konnten auch signifikante positive Effekte bei Durchfall, Verstopfung und dem Gefühl der unvollständigen und dringlichen Entleerung erzielt werden. Diese vielfältige Wirkung ist von Bedeutung im praktischen Einsatz. 

Die Behandlung mit LP299V bietet die Chance, Reizdarmpatienten nicht nur monosymptomatisch anzusprechen. Wie beeinflusst dies die Reizdarm­therapie?
Prof. Krammer: Viele Hausärzte berichten von häufig unzureichenden Effekten einer alleinigen symptomatischen Therapie bei ihren Reizdarmpatienten. Das Schöne: LP299V hat in unseren Untersuchungen gezeigt, dass die Wirkung unabhängig vom diagnostizierten Reizdarm-Typ war. Relevant ist auch, den Patienten darüber aufzuklären, dass die evidenzbasierte multimodale Reizdarmtherapie eine langfristige Strategie ist. 

Chronische Erkrankungen sind oft durch geringe Therapieadhärenz charakterisiert. Wie kann man diese in der Praxis erhöhen?
Prof. Krammer: Der Therapieerfolg bei chronischen Erkrankungen wie dem Reizdarm hängt, neben der Wirksamkeit, auch wesentlich von der Adhärenz ab. In der Praxis werden in der Regel Reizdarmpatienten vorstellig, die schon längere Zeit Beschwerden und vielfache Untersuchungen hinter sich haben. Die Beratungsintensität und Erwartungshaltung dieser Patienten ist sehr hoch. Typischerweise ist die Adhärenz bei chronischen Erkrankungen mit 11-21 % relativ niedrig. Die Umsetzung der Behandlung mit LP299V lag in unserer Studie nach 12 Wochen immer noch bei 39 %. Neben der Effektivität von LP299V führen wir das auch auf die Integration von hochwertigem Aufklärungsmaterial für die Patienten und einer einfachen täglichen Dosierung mit 1 Kapsel, die auch keiner gesonderten Kühlung bedarf, zurück.

1
2
3
4

Von Wissenschaftlern geprüft