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Atopische Dermatitis?

Immunologin Dr. Annette Zehrer beantwortet die wichtigsten Fragen!

1. Was genau ist eine atopische Dermatitis?

Die atopische Dermatitis (häufig auch als Ekzem oder Neurodermitis bekannt) ist eine chronische Erkrankung und gehört zu den atopischen Erkankungen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass es eine genetische Veranlagung gibt, auf bestimmte Reize allergisch zu reagieren. Je nachdem, welche Organe durch die Symptome betroffen sind, spricht man z.B. von Heuschnupfen bzw. allergischer Rhinitis (Nase, Augen), allergischem Asthma (Lunge) oder atopischer Dermatitis (Haut). 

Die atopische Dermatitis tritt häufig bei Kleinkindern im Alter von null bis zwei Jahren das erste Mal auf – jedes 14. Kind ist aktuell betroffen. Sie kann sich aber auch bis ins Jugend- und Erwachsenenalter manifestieren.

Typisch ist das schubweise Auftreten der Beschwerden (juckende, gerötete und rissige Hautstellen) zwischen beschwerdefreien Intervallen. Nicht selten sind die Patienten später auch von Heuschnupfen oder Asthma betroffen. 

Eine Heilung gibt es leider weder für die atopische Dermatitis noch für eine der anderen atopischen Erkrankungen. Passende Behandlungen und Selbstpflegemaßnahmen können aber Beschwerden wie den Juckreiz lindern und neue Ausbrüche verhindern. Besonders wichtig ist es, bekannte Auslösefaktoren (z.B. scharfe Seifen, Stress, manche Nahrungsmittel) zu vermeiden und die Haut durch medizinische Cremes regelmäßig mit Feuchtigkeit zu versorgen. 

2. Welche Symptome zeichnen eine atopische Dermatitis aus? / Welche Beschwerden haben die Patienten typischerweise?

Die Ausprägungen und Symptome der atopischen Dermatitis sind von Person zu Person sehr unterschiedlich und umfassen unter anderem: 

  • Sehr trockene Haut
  • Starken Juckreiz, der vor allem nachts sehr ausgeprägt sein kann
  • Rote, entzündete Hautstellen oder nässende Bläschen. Insbesondere an Händen, Füßen, Knöcheln, Handgelenken, Hals, oberer Brust, Augenlidern, in den Ellenbeugen und Knien sowie bei Säuglingen im Gesicht und auf der Kopfhaut
  • Verdickte, rissige, schuppige Haut
  • Durch Kratzen verursachte rohe, empfindliche, geschwollene Haut

Die geschädigte Haut der Patienten ist zudem besonders anfällig für Infektionen mit z.B. Staphylococcus aureus oder Pilzen.

3. Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?

Ein Arztbesuch ist zu empfehlen, wenn in der Familie häufiger atopische Erkrankungen vorkommen und die o.g. typischen Beschwerden auftreten.

Umgehend einen Arzt konsultieren sollten Sie, wenn 

  • der Zustand den Schlaf und die täglichen Aktivitäten beeinträchtigt.
  • eine Hautinfektion auftritt (oft erkennbar durch rote Flecken, Eiter, gelben Schorf) und/oder sich Fieber entwickelt.  
  • die Beschwerden trotz der Anwendung von Hausmitteln weiterhin auftreten.

4. Welche Ursachen hat die atopische Dermatitis?

Normalerweise hilft eine gesunde Hautbarriere Feuchtigkeit zu speichern und schützt so vor dem Eindringen von Bakterien, Reizstoffen und Allergenen. Bei Patienten mit atopischer Dermatitis ist diese Barrierefunktion der Haut oft gestört. Diese häufig genetisch bedingte Störung führt zu einem erhöhten Feuchtigkeitsverlust der Haut (trockene, rissige Haut) und Reizstoffe können leichter eindringen. Hinzu kommt dann noch die genetische Veranlagung, auf die eindringenden Reize allergisch zu reagieren. Und als ob das noch nicht reichen würde, weisen die meisten Patienten auch noch eine Dysbiose des Hautmikrobioms auf, d.h. die Bakterien, die uns schützend besiedeln, sind in ihrer Zusammensetzung und Funktion geschwächt. Dies erleichtert es Pathogenen sich anzusiedeln und zu vermehren.

5. Gibt es besondere Risikofaktoren für die Entstehung einer atopischen Dermatitis?

Der wichtigste Risikofaktor für atopische Dermatitis ist eine persönliche oder familiäre Vorgeschichte mit Ekzemen, Allergien, Heuschnupfen oder Asthma. Die Wahrscheinlichkeit, eine atopische Erkrankung zu entwickeln, steigt mit der Anzahl an betroffenen Elternteilen, sodass die Wahrscheinlichkeit für Kinder von Eltern, die beide an einer atopischen Erkrankung leiden, bei ca. 60 % liegt. 

Viel diskutiert wird auch die Hygienehypothese, da atopische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten besonders häufig in der „sauberen westlichen“ Welt vorkommen. Diese besagt, dass unser Immunsystem durch den fehlenden Kontakt mit Keimen aller Art aus naturnahen Umgebungen (z.B. Bauernhof) zu wenige regulierende Immunzellen produziert und gerade unsere T-Zellen so in ein Ungleichgewicht geraten, das Allergien gefördert werden. Die genauen Mechanismen und Schlussfolgerungen sind aber immer noch Gegenstand der Forschung.

6. Wie kann man akuten Schüben vorbeugen?

Die folgenden Tipps können helfen, Schübe zu verhindern oder abzuschwächen: 

  • Bei Säuglingen und Kindern kann es durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel wie Eier, Milch, Soja und Weizen zu Schüben kommen. Sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Kindes über die Identifizierung möglicher Nahrungsmittelallergien und vermeiden Sie diese in Zukunft.
  • Versuchen Sie Auslöser zu erkennen und so gut es geht zu vermeiden. Häufige Provokationsfaktoren sind:
    • Allergische Reize wie Pollen, Hausstaub, manche Nahrungsmittel
    • Psychische Faktoren wie Stress
    • Klimabedingte Faktoren wie Hitze und Schwitzen, oder auch trockene Heizungsluft
    • Chemische Auslösefaktoren wie zu scharfe Seifen, Reinigungsmittel oder Waschmittel
  • Vermeiden Sie unnötiges Austrocknen der Haut: Baden und duschen Sie eher kurz – nicht länger als 10 bis 15 Minuten.  Verwenden Sie eher warmes als heißes Wasser und wählen Sie milde Seifen, die die natürlichen Fette der Haut erhalten.
  • Die tägliche Basispflege (Cremes, Salben) der Haut um sie mit Feuchtigkeit zu versorgen und die Hautbarriere zu unterstützen sollten zum täglichen Ritual gehören.

7. Kann man sonst noch etwas tun? 

Wichtig ist, dass man Therapieansätze von außen – wie die Basispflege, die Vermeidung von Provokationsfaktoren oder auch die Phototherapie – mit Ansätzen „von innen“ kombiniert und diese auch in beschwerdefreien Zeiten fortführt! Die Ziele hierbei sind zum einen die Stärkung der Barrierefunktion, zum anderen die Beeinflussung des Immunsystems hin zu weniger Entzündungsgeschehen. 

Eine gesunde Ernährung, die auch Nahrung für unsere Mitbewohner im Darm liefert, ist für Neurodermitis-Patienten sehr wichtig. Denn mit der richtigen Ernährung kann das Mikrobiom positiv beeinflusst werden. Gerade für diese Patienten, bei denen häufig zusätzlich zur Dysbiose des Hautmikrobioms auch eine Dysbiose des Darmmikrobioms (verringerte Bakterienvielfalt) festzustellen ist, ist dies relevant. Lesen Sie hier mehr zu Ernährung bei Neurodermitis.

Eine weitere unterstützende Maßnahme können spezielle mikrobiologische Präparate sein. Diese helfen, die atopische Dermatitis natürlich aus dem Bauch heraus zu behandeln, indem sie das aus dem Gleichgewicht geratene und deshalb überreagierende Immunsystem der Patienten positiv beeinflussen.

In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die Einnahme zweier Bakterienstämme, Lactobacillus paracaseiGMNL-133 und Lactobacillus fermentum GM-090 (enthalten in Innovall® ATOP), über 12 Wochen zu einer deutlichen Reduktion der Neurodermitis-Beschwerden, einer geringeren Empfindlichkeit gegenüber Reizstoffen und einer deutlich verbesserten Lebensqualität der Patienten führte.

8. Wie genau beeinflussen diese beiden Bakterienstämme das Immunsystem positiv? 

Das Immunsystem von Neurodermitikern neigt zu allergischen Reaktionen, da u.a. bestimmte Immunzellen, die T-Helferzellen, nicht mehr in Balance sind. Es gibt einen Überschuss an aktiven TH2-Zellen, da zu wenige regulierenden T-Zellen (TRegs) produziert werden. TH2-Zellen fördern bei den Patienten die allergische Reaktion und die Entzündung der Haut. 

Inzwischen weiß man, dass die Darmmikrobiota eine entscheidende Rolle für die Reaktionen unseres Immunsystems spielt. Die Dysbiose des Darmmikrobioms bei Neurodermitis-Patienten macht die gezielte Mikrobiom-Modulation zusätzlich zu einem sinnvollen Ansatz. Es konnte gezeigt werden, dass die beiden spezifischen Bakterienstämme in Innovall® ATOP Signale im Immunsystem auslösen, die gezielt die Vermehrung von regulatorische T-Zellen fördern. Gleichzeitig werden diejenigen Botenstoffe reduziert, die zu einer Vermehrung der TH2-Zellen benötigt werden. So führen die beiden Bakterienstämme zu einer Reduktion der allergischen und entzündlichen Prozesse bei Patienten mit atopischer Dermatitis.  

Von Wissenschaftlern geprüft