Stuhltransplantation – wirksam gegen Reizdarm, Colitis und Crohn?
Eine Stuhltransplantation hilft bei Clostridium difficile-Infektionen – aber auch bei Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn, Fructose- und Lactoseintoleranz?
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Das Wichtigste in Kürze:
- Bei einer Stuhltransplantation wird Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm einer Person mit einer schweren Darmerkrankung übertragen.
- Am häufigsten kommen Stuhltransplantationen aktuell als Therapie gegen schwer verlaufende, wiederkehrende Clostridium difficile-Infektionen zur Anwendung.
- Ob Stuhltransplantationen auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa oder Reizdarm helfen können, wird aktuell untersucht.
- Die Langzeitfolgen von Stuhltransplantationen sind noch unbekannt. Der Einsatz von klinisch untersuchten mikrobiologischen Präparaten gilt als sicherere, nicht-invasive Alternative zur Stuhltransplantation bei Clostridium difficile-Infektionen.
- Stuhltransplantation / FMT – was ist das?
- Wann macht eine Stuhltransplantation Sinn?
- Hilft eine Stuhltransplantation auch gegen Reizdarm, Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn?
- Stuhltransplantation – wer kann spenden?
- Risiken und Nebenwirkungen von Stuhltransplantationen
- Stuhltransplantation Alternative: Darmaufbau mit Mikrobiotika
- Häufige Fragen und Antworten
Stuhltransplantation / FMT – was ist das?
Bei einer Stuhltransplantation wird aufbereiteter Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm einer Person mit einer schweren Darmerkrankung übertragen. Weitere Bezeichnungen für die Stuhltransplantation sind fäkale Mikrobiota-Transplantation, fäkaler Mikrobiom-Transfer (kurz: FMT), Mikrobiom-Transplantation, Stuhlbakterientransplantation, Stuhltransfusion, Stuhlverpflanzung, Fäkaltherapie, fäkale Darmfloratransplantation, fäkale Bakterientherapie oder Übertragung der Darmflora. Eine Stuhltransplantation erfolgt in der Regel mittels einer Magen-Sonde, durch Endoskopie oder mittels einnehmbarer Kapseln, die aufbereitete Stuhlproben des Spenders enthalten. Die primäre Indikation für die Stuhltransplantation als Therapie ist momentan nur die schwer verlaufende wiederkehrende Infektion mit Clostridium difficile (auch: Clostridioides difficile).1
Wann macht eine Stuhltransplantation Sinn?
Im Moment gilt die Anwendung bei wiederkehrenden Clostridium difficile-Infektionen (kurz: C. difficile Infektionen) als überzeugendste und am besten erforschte Indikation für den Einsatz von Stuhltransplantationen. Die schwere Durchfallerkrankung wird durch ein gestörtes Darmmikrobiom, verursacht von Antibiotika, begünstigt. Das Darmmikrobiom der Betroffenen ist in der Regel durch eine stark reduzierte Bakterienvielfalt gekennzeichnet, die mit jeder erneuten Infektionsepisode und Antibiotika-Einnahme noch ausgeprägter ausfällt.3,4 Eine Stuhltransplantation macht also für solche Patienten Sinn, die wiederholt von C. difficile-Infektionen mit schwerem Verlauf betroffen sind und bei denen eine Standardtherapie keine anhaltende Wirkung mehr zeigt.1 Man spricht hier auch von schweren rekurrierenden C. difficile-Infektionen.
Studien haben gezeigt, dass sich durch eine Stuhltransplantation bei den meisten Patienten wieder ein gesundes Darmmikrobiom aufbaut: Beim Einsatz gegen wiederkehrende, schwer verlaufende Clostridium difficile-Infektion wird von Heilungsraten über 90 % berichtet, unerwünschte Wirkungen sind rar. Die Datenlage ist so überzeugend, dass die Stuhltransplantation bei wiederkehrenden C. difficile-Infektionen inzwischen Eingang in europäische und US-amerikanische Leitlinien gefunden hat.1,2,3,4
Hilft eine Stuhltransplantation auch gegen Reizdarm, Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn?
Aktuell gilt die Stuhltransplantation lediglich bei der gerade beschriebenen wiederkehrenden und schwer verlaufenden Clostridium difficile-Infektion als gesicherte Therapie. Doch auch die Behandlung von anderen Darmerkrankungen mit Stuhltransplantation scheint vielversprechend:
Stuhltransplantation Morbus Crohn & Colitis Ulcerosa
Derzeit wird in wissenschaftlichen Studien untersucht, ob Stuhltransplantationen auch als Therapie für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa eingesetzt werden können. Einzelne Studien zeigten eine Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Verläufen. Auch der Einsatz bei Morbus Crohn, Idiopathischer Colitis, und sogar Multipler Sklerose oder Autismus ist im Gespräch.
Stuhltransplantation Reizdarm
Ebenfalls weiterer Forschung bedarf die Frage, ob Stuhltransplantationen beim Reizdarmsyndrom helfen können. Randomisierte kontrollierte Humanstudien sollen in naher Zukunft Antworten geben.1
Stuhltransplantation Lebensmittelunverträglichkeiten
Auch Studienergebnisse zu Stuhltransplantationen bei Fructoseintoleranz oder Lactoseintoleranzen stehen noch aus.
Stuhltransplantation – wer kann spenden?
Mittlerweile bezeichnet man das Mikrobiom als ein eigenständiges Organ im Darm. Daher könnte man bei einer Stuhltransplantation durchaus von einer Organtransplantation sprechen. Allerdings sind hier weder eine immunologische Übereinstimmung von Spender und Empfänger, noch eine langfristige Unterdrückung des Immunsystems erforderlich.5,6
Andererseits ist der Begriff „Transplantation“ in dem Sinne natürlich nicht ganz korrekt. Denn es handelt sich nicht um eine „dauerhafte“ Transplantation sondern vielmehr um eine temporäre „Übertragung“ (einen Mikrobiom-„Transfer“).
Stuhltransplantation Spenderscreening
Das wichtigste bei einer Stuhltransplantation ist die Auswahl des Spenders. Da man noch nicht weiß, welche Erkrankungen man möglicherweise mit dem Mikrobiom übertragen kann, wird das Screening von FMT-Spendern aus Sicherheitsgründen sehr ernst genommen. Daher muss der Spender viele persönliche Fragen beantworten, einschließlich physische und psychische Vorerkrankungen, Medikamenten- und Drogenkonsum. Bevor es für die Spender grünes Licht gibt, wird ihr Stuhl auf Infektionskrankheiten und pathogene Darmkeime untersucht. Ein verbindliches Schema für die Voruntersuchung, auch Spenderscreening genannt, gibt es derzeit noch nicht – einige Experten schlagen vor, die Spender neben den oben genannten Erkrankungen auch auf HIV, Hepatitis B und C, Zytomegalie (CMV), Syphilis und Tuberkulose zu testen. Die Voruntersuchungen nehmen ca. 1 Woche in Anspruch. 1,7
Ähnlich wie Blutbanken, werden mittlerweile auch Stuhlbanken aufgebaut, u.a. in den Niederlanden.5 Welcher Spender bzw. Stuhl bei welchem Patienten am geeignetsten ist, ist jedoch leider noch nicht ganz entschlüsselt.6 Aus Gründen der Akzeptanz und praktischen Erwägungen wird deswegen meistens ein Spender aus dem nahen familiären und häuslichen Umfeld gewählt. Der Verwandtschaftsgrad spielt hier aber keine Rolle, der Spender muss lediglich kerngesund sein.
Stuhltransplantation abnehmen – so funktioniert‘s
Nach der Aufbereitung der Stuhlproben des Spenders kann eine Stuhltransplantation auf verschiedenen Wegen durchgeführt werden. 2,7,9
Diese drei Techniken sind üblich:
- Magen-/ oder Dünndarmsonde: DieStuhltransplantation erfolgt mittels einer gastroskopisch gelegten Magen- oder Duodenalsonde, die durch die Nase in den oberen Dünndarmbereich gelegt wird.
- Darmspiegelung: Die Stuhltransplantation erfolgt über eine Koloskopie in den Dickdarm.
- Stuhltransplantation Kapseln: Die Behandlung erfolgt mit Magensaft-resistenten Kapseln, die oral eingenommen werden – mindestens 15 bis 30 große Kapseln müssen dabei am ersten Behandlungstag eingenommen werden, ca. 10 Stück am zweiten.
Risiken und Nebenwirkungen von Stuhltransplantationen
Stuhltransplantationen gehen immer mit Risiken einher, denn Stuhl ist ein komplexes Gemisch aus unzähligen Stoffen und Mikroorganismen, das man bislang noch nicht vollständig verstanden und entschlüsselt hat. Bei einer Übertragung der fäkalen Bestandteile kann man im Moment noch nicht ganz ausschließen, dass auch andere Krankheiten und unerwünschte Mikroorganismen übertragen werden. Man kann schlicht nicht wissen, was alles im transplantierten Stuhl enthalten ist.7
Holt man sich dann noch ins Gedächtnis zurück, dass das Darmmikrobiom möglicherweise über die Darm-Hirn-Achse stark im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Depression oder Parkinson) stehen kann, ist verständlich, dass es neben den vielen begeisterten Befürwortern auch kritische Stimmen gibt: Langzeitbeobachtungen von Stuhltransplantationen fehlen, zudem empfinden viele Patienten die Durchführung der Therapie als unangenehm.10
Auch Nebenwirkungen von Stuhltransplantationen wurden beobachtet: Kurzfristig können im Zuge der Therapie Bauchkrämpfe, Übelkeit oder Blähungen auftreten. Als mittel- bis langfristige Nebenwirkung ist eine Gewichtszunahme im Gespräch. Zudem sind Fälle von Autoimmunerkrankungen beschrieben worden, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Stuhltransplantation auftraten, unter anderem rheumatoide Arthritis, idiopathische thrombozytopenische Purpura und das Sjögren-Syndrom. Ob hierbei ein kausaler Zusammenhang mit der Stuhltransplantation besteht, ist bislang allerdings noch nicht geklärt.8,11
Stuhltransplantation Kosten
Eine Stuhltransplantation erfolgt lediglich im Rahmen der stationären Behandlung einer wiederkehrenden, schwerwiegenden Clostridium difficile-Infektion, also im Krankenhaus. Die Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung voll übernommen. Für Privatversicherte setzt sich die Rechnung aus den Kosten einer Darmspiegelung zuzüglich einer individuellen Aufwandspauschale zusammen. Darüber hinaus können für den potentiellen Spender und den Empfänger Kosten beim Spenderscreening entstehen, da Stuhltransplantationen aktuell noch kein anerkanntes Therapieverfahren sind.7
Stuhltransplantation selber machen?
Inzwischen ist das Internet voll von Anleitungen und Angeboten zur Do-it-yourself Stuhltransplantation. Ein Küchenmixer, Salzlösung und ein Klistierball (Einlaufbeutel) seien angeblich alles, was man braucht. Nicht zu vergessen der, hoffentlich gesunde, Spender-Stuhl. Doch Mediziner warnen vor der Selbstbehandlung mit nicht ins Detail untersuchtem Spenderstuhl (siehe Stuhltransplantation – wer kann spenden?). Denn: Woher will man wissen, ob der Spenderstuhl nicht infektiös ist? Von Stuhltransplantationen in „Eigenregie“ wird wegen des Infektionsrisikos deshalb ausdrücklich abgeraten.
Stuhltransplantation Alternative: Darmaufbau mit Mikrobiotika
Stuhltransplantationen zeigen bei der Behandlung von wiederkehrenden Clostridium difficile-Infektionen sehr gute Wirksamkeit. Die Durchführung sollte jedoch gut überlegt sein und nur bei Versagen von anderen Therapieformen in Erwägung gezogen werden, denn es handelt sich dabei um einen nicht umkehrbaren Eingriff. Ca. 20 % des Mikrobioms können auch Monate nach dem Eingriff rein auf den Stuhl-Spender zurückgehen.8
Eine nicht invasive, aber hoch wirksame Anwendung sind mikrobiologisch wirksame Präparaten, die bei C. difficile Risikopatienten parallel zur Antibiose (Antibiotikatherapie) einen Effekt gezeigt haben.14 Mit einer speziell ausgewählten Kombination von effektiven Bakterienstämmen lässt sich das Auftreten der Antibiotika-assoziierten C. difficile-Infektion um ganze 95 % senken. Ebenfalls günstig wirkt sich der Einsatz von mikrobiotischen Produkten auf die Symptomdauer von typischen Antibiotika-bedingten Durchfällen aus, wie Studien zeigen.15
Auch eine Darmsanierung kann Sinn machen, um die Darmflora zu entlasten und anschließend wieder aufzubauen.
Clostridium difficile Präparate
Die gezielte Modulation und Unterstützung des Darm-Mikrobioms ist, wie die Stuhltransplantation zeigt, ein vielversprechender Ansatz bei Clostridium difficile-Infektionen. Mit dem Hintergrundwissen, dass die Störung der Darmflora und damit die Entstehung von C. difficile-Infektionen meist durch Antibiotika verursacht wird, ist es naheliegend, dass mikrobiologische Präparate beim Heilungsweg eine wichtige Rolle spielen können.
Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine C. difficile-Infektion profitieren beispielsweise besonders von den 3 Bakterienstämmen Lactobacillus acidophilus CL1285®, Lactobacillus casei LBC80R® und Lactobacillus rhamnosus CLR2® (z.B. in Innovall® CDI/Apotheke). Die natürlich im menschlichen Darm vorkommenden Bakterienkulturen sind speziell auf die Bedürfnisse des Darms bei C. difficile-Infektionen abgestimmt und durch die Anwendung als Kapsel einfach in den Antibiotika-Plan zu integrieren.
Erst ausgewählte, hochdosierte, mikrobiologische Präparate können unsere Darmflora nachhaltig erreichen und zum Positiven verändern. Im Gegensatz zur Stuhltransplantation sind die Bakterienkulturen bei mikrobiologischen Präparaten, wie oben erwähnt, extrem spezifisch ausgewählt und klinisch untersucht. Man weiß also genau, was man dem Betroffenen zuführt. Im Gegenteil zu einer Stuhltransplantation besteht also kein Risiko etwas „Unbekanntes“ zu übertragen.
Neben Innovall® CDI bietet Microbiotica auch weitere speziell zusammengestellte mikrobiologische Präparate zum Ausgleich der Dysbalance des Mikrobioms z.B. bei Reizdarmsyndrom (Innovall® RDS) oder bei Colitis ulcerosa und Pouchitis (Innovall® CU) an. Ihr Expertenteam von Innovall® oder Ihr/e Apotheker/in berät Sie gerne zu den Präparaten von Innovall®.
Häufige Fragen und Antworten
Wie funktioniert eine Stuhltransplantation?
Bei einer Stuhltransplantation wird Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm einer Person mit einer Darmerkrankung übertragen. Besonders häufig findet die Stuhltransplantation bei wiederkehrenden, schwer verlaufenden Clostridium difficile-Infektionen Anwendung. Die Übertragung geschieht meist stationär durch eine Magensonde, eine Koloskopie oder mittels spezieller Stuhltransplantation Kapseln, die oral eingenommen werden.
Wie teuer ist eine Stuhltransplantation?
Eine notwendige Stuhltransplantation erfolgt stationär, also im Krankenhaus. So werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung voll übernommen. Für Privatversicherte setzt sich die Rechnung zusammen aus den Kosten einer Darmspiegelung zuzüglich einer individuellen Aufwandspauschale. Darüber hinaus können für den potentiellen Spender und den Empfänger Kosten beim Spenderscreening entstehen.12
Wie werden Darmbakterien übertragen?
Darmbakterien können als Stuhltransplantation oder Probiotika übertragen werden. Drei Wege sind dabei üblich:
- Stuhltransplantation mittels einer gastroskopisch gelegten Magensonde oder Duodenalsonde.
- Stuhltransplantation über eine Koloskopie in Dünndarm, Blinddarm und/oder Sigma.
- Stuhltransplantation oder Probiotika in Kapseln, die oral eingenommen werden.
Wer macht eine Stuhltransplantation?
Stuhltransplantationen werden in der Regel in dafür geschulten Kliniken oder bei Fachärzten durchgeführt. Fragen Sie hierzu Ihren behandelnden Hausarzt, Gastroenterologen oder einen Facharzt für Innere Medizin.